als es noch kalt war

als es noch kalt war

Vor zwei, drei Monaten, als wir noch so aussahen wie ich auf diesem Foto, eingepackt in Mäntel und Wollpullover, an den Füßen dicke Socken und Stiefel, die über die Knöchel gingen, hatte ich einen meiner ersten Aufträge für WILLE KOMMUNIKATION. Es ging um Geld, um Bankautomaten und um Big Data. Was ein wenig nach Cyber-Krimi klingt, war das sehr friedvolle Führungskräftetreffen der Sparda-Bank Berlin eg. Die Agentur Heldisch hatte mich mit ins Boot geholt. Mein Job: Interviews mit dem Vorstand und den Vertretern zu führen und all das als Reportage aufzuschreiben - so wie früher. Das Ergebnis ist dies.

 

HALLO KALKSCHEUNE – Ein Tag auf dem Führungskräftetreffen der Sparda-Bank Berlin

 

10 Uhr, Kalkscheune Berlin, Führungskräftetreffen der Sparda-Bank Berlin. Zwischen rohen Backsteinwänden, viel Stahl und langen Fensterfronten mit Blick auf Berlin Mitte treffen sich über 100 Mitarbeiter aus Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen. Hier wird die Zukunft der Bank gestaltet – gemeinsam mit den Führungskräften.

 

Ein Sauerländer mit kühlem Kopf

Der erste Workshop beginnt. In einem Dialog hat man eine Minute um seine Meinung zu Fragen zu äußern, die durch ein Zufallsprinzip aus einzelnen Satzteilen zusammengewürfelt werden. Das Ziel: Interaktion des Vorstandes mit seinen Führungskräften. Rolf Huxoll sitzt mit Kollegen im Stuhlkreis und beginnt. „Ist ein bepreistes Girokonto wichtig?“ Glück gehabt. Huxoll’s Antwort: „Das ist eine geschlossene Frage, daher: ja.“ Gelächter in der Runde.

                                                 

Huxoll ist gebürtiger Sauerländer, hat in Basel und Münster studiert und lebt seit 15 Jahren mit seiner Familie in Berlin. „Ein wenig ländlich in Kleinmachnow“, sagt er am Abend kurz bevor das Buffet eröffnet. Dass er in Harvard das renommierte Advanced Management Program (AMP) absolviert hat, den Ritterschlag für Manager, erwähnt er nicht. „Ich habe großen Respekt vor solch einem Tag, da ich wirklich jedem Einzelnen, den ich hier treffe, gerecht werden möchte. Diese sehr dichte Präsenz fordert viel von einem. Deshalb gönne ich mir vorher viel Ruhe. Ein klarer Kopf ist wichtig. Ausschlafen, ein gutes Frühstück.“

 

Die nächste Frage an ihn: „Ist Dynamik wichtig?“ „Einer unserer Markenwerte, ein Zeichen, am Puls der Zeit zu bleiben. Natürlich ist sie wichtig!“ Eine weitere: „Ist Führung noch zeitgemäß?“ Huxolls Antwort: „Die Frage stellt sich mir nicht, denn Führung ist zeitlos. Ohne Führung würde es nirgendwo gehen.“

 

Angesichts der schweren Rahmenbedingungen in der Geldpolitik hätte sich die Sparda-Bank sehr gut geschlagen, sagt er. Aber jeder müsse sich einbringen, gerade an solch einem Tag wie heute. „Ich wünsche mir, dass die Führungskräfte das hier nutzen, gestärkt raus gehen und mehr Menschen kennen. Erfolgreich ist ein Unternehmen dann, wenn die Mitarbeiter für sich selbst empfinden, dass es ein Erfolg ist, hier zu arbeiten.“

  

Ein Ur-Berliner, der seine Kollegen nicht nur beim Namen nennen kann

2. Runde mit Martin Laubisch. Der gebürtige Berliner lebt mit Frau und den vier Kindern in Heiligensee, ist größter Hertha BSC-Fan und seit 15 Jahren bei der Sparda-Bank. Er kennt jeden persönlich, sieht sich als Trainer einer Mannschaft. Eine Frage an ihn ist: „Ist der Vorstand eine Illusion?“ „Nein, der Vorstand ist keine Illusion“, antwortet er lachend. „Wir sind 3 Typen aus Fleisch und Blut.“ Der persönliche Austausch aller Führungskräfte zu Beginn eines jeden Jahres zeigt sich auch bei ihm als elementar und beweist: so innovativ Technologie auch sein mag, sie kann die persönliche Ebene nicht ersetzen. 

 

„Ich habe ja einen ganz klaren Vorteil gegenüber den anderen beiden“, sagt er lächelnd. „Ich kenne 90% der Menschen, und zwar nicht nur beim Namen. Ich weiß eben auch, wohin alle in den Urlaub fahren. Das ist schon so was wie meine Familie.“ Auf der Party am Abend wird klar wie sehr das stimmt. Er kennt nicht nur die Urlaubsziele, er weiß auch deren Lieblingsessen und -farben. „Seit 1999 habe ich jede Feier mitgemacht. Mir tun immer die Leute leid, die nicht dabei sein können.“

 

Ein Pfälzer mit klarem Fokus aufs Kundengeschäft

Die 3. Runde mit Frank Kohler. Seine Worte sind stark, sein Aufritt ist es auch, Think different ist sein Motto. Kohler ist der klare Führer im Vorstands-Trio, der einen Mix aus erfahrenem Mentor, großem Redner und entschlossenem Gestalter verkörpert. Er steht als Fels in der Brandung, auch in diesen turbulenten Branchen-Zeiten. Und er genießt für seine Arbeit – wie auch Huxoll und Laubisch – viel Respekt und Anerkennung seiner Mitarbeiter.

 

Wie stellt er sich auf solch einen Tag voller Workshops, Messestände, Vorträge und den direkten Dialog mit Kollegen ein? „Ein bisschen Ruhe, allein sein, gute Musik.“ Depeche Mode, das weiß jeder im Unternehmen. „Wir müssen im Kundengeschäft weiter vorankommen, uns voll fokussieren. Als Führungskraft muss man fokussieren können. Ich glaube, dass wenn man das nicht in sich trägt, das auch schwer noch lernt.“ Es gehe hier um die aktuelle Lage der Bank, die Schwerpunktthemen und die gemeinsame kreativ konstruktive Auseinandersetzung mit Zukunftsthemen. Deshalb hat er diesen Führungskräfteauftakt als einer der ersten Amtshandlungen 2012 eingeführt. „Jeder kann uns soll seinen Teil zum Erfolg dieser Bank beitragen.“

 

Der gebürtige Pfälzer studierte an der FU Berlin Politische Wissenschaften und absolvierte parallel zu seinen Führungspositionen bei der Volksbank an der angesehenen Steinbeis Hochschule seinen MBA. 2009 wurde er als Mitglied des Vorstands zur Sparda Bank Berlin geholt. Mit seiner Frau und drei Kindern lebt er in Charlottenburg.

 

Tischtennis, Kicker, Darts – und dann Konfetti-Bomben

20h, Kalkscheune Berlin, Führungskräftetreffen der Sparda-Bank Berlin, 10 Stunden später.

Die Workshops, Dialoge und Vorträge sind abgeschlossen, der Austausch hat Vorstand und Führungskräfte für das anstehende Jahr wieder enger und fester auf eine Linie gebracht. Ein Stockwerk unter der Messeebene spielen viele Kicker, werfen Dartspfeile oder geben ihr Bestes an der Tischtennisplatte. Dann geht es im unteren Teil der Kalkscheune weiter. 100 Sparda-Bank-Mitarbeiter nach einem langen Tag an hohen Tischen im Kerzenschein.

 

Kohler tritt mit dem Mikrofon in der Hand vor die Menge. Nacheinander ruft er Mitarbeiter auf die Bühne, bedankt sich für den außergewöhnlichen Einsatz in der 44-er-Prüfung, ein Elchtest der Bankenbranche. Jeden Einzelnen umarmt er sehr herzlich, zur Anerkennung erhalten die Gewinner goldfarbene Miniatur-Möpse und viel Applaus und feiernde Zwischenrufe der Kollegen. Auch die erfolgreichsten Führungskräfte werden auf das Podium gebeten. Aus den Boxen brüllt „Und die Chöre singen für Dich“ von Mark Foster und Konfetti-Bomben werden auf Kohler und seine Mitarbeiter abgefeuert. Finale eines Tages auf dem Erfolge familiär, auf Augenhöhe und zielgerichtet gefeiert werden. Und gemeinsam.

 

 

 

 

HALLO LUISE – Im Biergarten mit Dr. Werner Rechmann

 

10 Uhr, Biergarten Luise, Berlin-Zehlendorf. Dr. Werner Rechmann, Vertreter der Sparda-Bank Berlin eg, sitzt bei Cappuccino und Croissant in seinem Stammlokal und spricht über sein Leben, Banken und Sparkassen, Online-Banking, seine Tochter und den Genossenschaftsgedanken, der ihn von Kindesbeinen an begleitet.

 

Rechmann, gebürtiger Essener, wollte schon immer raus. Auf dem Bauernhof aufgewachsen sahen die Eltern zwei Möglichkeiten für ihn: entweder zur Volks- und Raiffeisenbank, bei der alle Bauern ihre Konten hatten und zur Genossenschaft zählten, oder in den Kleinhandel. Rechmann, der als Kind von einem Leben als Landarzt träumte, entschied sich für einen ganz anderen Weg: die Volkswirtschaft. „Ich wollte schon immer international arbeiten“, sagt er. „Meine Zeit im Internat war für mich wie im Gefängnis, ich durfte die Tiere nicht mehr sehen, nicht nach Hause, nicht machen, was ich wollte. Also hatte ich den starken Drang raus zu kommen.“ Studium in Regensburg, 1978 das Examen, dann Promotion in Hamburg, eine Saison als Tellerwäscher auf der MS Europa und 1979 der erste Schritt Richtung Weltenbürger als Praktikant in Brüssel bei der Europäischen Kommission.

 

„Dort kam meine Euphorie für Europa so richtig zum Leben“, sagt er. „Die habe ich auch bis heute. Deutschland wäre ohne Europa nichts.“ 1980 beginnt Rechmann für die Friedrich-Ebert-Stiftung zu arbeiten, zieht nach Johannesburg in Südafrika und leitet dort das Stiftungsbüro. 2013 wechselt er als Leiter des Stiftungsbüros für die Baltischen Staaten nach Riga, ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Managerkreises der Stiftung und zudem auch 3. Vorsitzender und Schatzmeister der Weiße Rose Stiftung in München - und wohnt seit 2008 privat in Berlin. „Ich war immer recht lebhaft“, beschreibt er sich selbst lächelnd und findet spielend eine logische Überleitung zu den Sparkassen, Privatbanken und Landesbanken, zu Immobilien in Ohio und den Gremien, die hinter all dem stecken. Was er selbst von seiner Bank erwartet? „Vertrauen und Sicherheit. Und das geht nicht über den Bankautomaten. Der persönliche Kontakt ist ausschlaggebend.“  

 

Wie seine Tochter kommuniziert, ungefiltert alles aufnimmt, sieht er problematisch. „Ich gehe mit ihr bei der Sparda vorbei, damit sie sieht, was es bedeutet, persönlich betreut zu werden“, sagt er. „Wenn wir ankommen, gibt man uns die Hand und die Plätzchen und der Kaffee stehen bereit.“ Als er mal ein Problem hatte, wurde alles geregelt, er könne ein Loblied auf die Bank aussprechen. „Hervorragender Service!“ Auch als er aus Riga nach Berlin pendelt, ging man auf seine unflexiblen Terminwünsche immer ein, darauf komme es als Kunde doch an.

 

Wie schafft man das in Zukunft als digitale Genossenschaft? „Grundsätzlich ist es das schon eine enorme Herausforderung und eine Bewegung, die man nicht aufhalten kann. Es kommt auf den Prozess an, auf die Schnelligkeit. Die Leute sollten in Schulungen abgeholt werden und es muss eine Übergangsphase geben, dann könnte es klappen“,  sagt er. Online-Banking mache er selbst noch nicht, nein. Auch die Kontoauszüge hat er gern in Papierform. „Aber das gehe ich jetzt an“, sagt er lächelnd, fast peinlich berührt. Da könne ihm seine Tochter dann ja auch wieder gut helfen.

 

Für die jungen Leute müsse man den Genossenschaftsgedanken noch mehr betonen. „Du bist hier einer von vielen, aber Du bist ganz besonders – das muss man denen noch mehr vermitteln“, schlägt er vor. Was war es denn, was ihn daran reizte, für die Sparda Vertreter zu sein? „Kohler wollte jemanden, der was von Volkswirtschaft versteht“, sagt er lachend. „Und außerdem mag ich diesen Genossenschaftsgedanken. Man steht füreinander ein.“

 

HALLO DB-Tower – Über Berlin mit Matthias Laatsch

 

14 Uhr, Potsdamer Platz, Berlin-Mitte. Von hier oben sehen all die Menschen da unten auf dem Weg zum Lunch und Mittagskaffee aus wie kleine Ameisen. Der 18. Stock im DB-Tower im Büro des SPARDA-Vertreters und Vorsitzenden Betriebsrat der DB AG Konzernleitung Matthias Laatsch.

 

„Ich bin seit 30 Jahren SPARDA-Kunde“, sagt er bei einem Glas Wasser inmitten dieses beeindruckenden Büros mit Blick auf Fernsehturm, Brandenburger Tor, Reichstag und – ja, natürlich auch – den Hauptbahnhof. „Das ging über das Gewerkschaftsticket der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft los, das stand gar nicht zu Debatte.“ 1983 begann Laatsch, gebürtiger Oldenburger, seine Ausbildung als KFZ-Mechaniker bei der Bundesbahn. Das erste Giro-Konto bei der SPARDA Bank in Münster war Ehrensache. 2005 wurde er zum Referenten Kommunikation, ist bis heute im Unternehmen – und bis heute Kunde der SPARDA. Wie all die vielen anderen „Bahner“ bei der „Eisenbahner-Bank“ auch.  

 

Was genau ist eine Bank für ihn persönlich? „Ich bin niemand, der tägliche Ansprache braucht“, sagt Laatsch. „Aber wenn ich Unterstützung suche, erwarte ich die auch. Egal wie.“ Dazu müsse keiner in der Filiale auf ihn warten, um ihm die Hand zu schütteln und Tee zu reichen. Bankauszüge kommen per Post, Geld gibt es am Automaten, Überweisungen laufen per Secure App, wichtige Beratungen immer persönlich in der Filiale selbst. Je nach Anlass. Online, direkt, am Telefon, per Mail oder auch mal Skype. „Ich brauche niemanden zum Anfassen und habe auch keinen persönlichen Ansprechpartner. Hauptsache ist doch, es hilft mir jemand.“ Aber das sei eben eine Altersfrage. „Ich warne vor zu großen Cuts. Man muss fließende Übergänge hinbekommen und die Veränderungen in die Abläufe integrieren.“

 

Für all die anstehenden und zukünftigen Vorhaben sei die digitale Genossenschaft eine Chance, um den Gemeinschaftsgedanken klarer zu machen, auch und gerade in der Sozialpartnerschaft mit der Deutschen Bahn. Denn die gemeinsame Historie der Bank und Bahn bietet genügend Fläche für neue Ideen. „Die SPARDA ist ja gefühlt eine Deutsche-Bahn-Bank, weil noch immer so viele Bahner bei ihr sind. Ein gemeinsames starkes Thema könnte Carsharing sein“, schlägt Laatsch vor, der 2009 als Pressesprecher die Markteinführung der Flinkster in Stuttgart und Köln eingeführt hat und schon 1997 im Carsharing-Verein in Oldenburg Mitglied war. „Für SPARDA-Kunden müsste es dann spezielle Angebote geben. Und Parkplätze vor jeder Filiale. Das fände ich persönlich ziemlich spannend.“

 

Der Genossenschaftsgedanke an sich bringe eh einen anderen Auftrag mit sich. „Man schaut sich gegenseitig auf die Finger“, sagt Laatsch. „ Solche Dinge wie bei der Deutschen Bank dürfen bei einer Genossenschaftsbank einfach nicht passieren. Es geht auch um ein gemeinsames Verantwortungsgefühl.“ Wirtschaftlich und rentabel, klar, das müsse jeder sein, aber der Gemeinschaftsgedanke dürfe dabei nie verloren gehen.

 

Aus einem Regal zaubert Laatsch einen Umschlag und präsentiert stolz: seine erste Ausweiskarte zur Sparurkunde von 1990. 8% Zinsen steht drauf. „Lange her“, sagt er schmunzelnd. Nicht nur der Zinssatz, auch das Papier an sich. Sein Wunsch als Kunde der SPARDA-Zukunft-Bank? „Eine bankenübergreifende App“, schlägt er vor. „Das wäre das Ziel, oder?“